Internationale Wochen gegen Rassismus 2021

23. März 2021

Geflüchteten Menschen ein Gesicht geben: Selemawi – Frieden finden.

Buchlesung und Diskussion per Zoom am 18. März 2021

Zu einer ganz besonderen Buchlesung und anschließenden Diskussion lud Condrobs via Zoom am 18.3.2021: Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus lasen die beiden Autoren Natnael H., der minderjährig aus Eritrea geflüchtet war, und seine Freundin Rebecca S. aus ihrem Buch „Selemawi“. Einfühlsam moderierte PULS-Journalistin Nadine Hadad vom Bayerischen Rundfunk das anschließende Gespräch mit zahlreichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Flucht, Identität und den Wunsch, in einer neuen Heimat Frieden zu finden.

Natnael H. bei der Buchlesung

Der heute 20-jährige Natnael lebt im Integrationsprojekt Kistlerhofstraße von Condrobs e.V. in München mit anderen geflüchteten jungen Menschen und mit Studierenden aus aller Welt unter einem Dach. In seinem Buch erklärt Natnael, warum er die Entscheidung traf, als 14-Jähriger seine Familie heimlich zu verlassen und sich auf die lebensgefährliche Flucht nach Europa aufzumachen: „Flucht ist keine Wahl“, beschrieb Natnael eindringlich seine damalige Situation in Eritrea:

„Dies war unsere einzige Möglichkeit, noch rechtzeitig in ein besseres Leben zu fliehen. Bevor es zu spät war. Bevor wir von der grausamen Militärmaschinerie eingezogen wurden und vielleicht sogar gezwungen, Menschen zu töten. Wir wollten glücklich sein.“

Rebecca S. bei der Buchlesung

„Wir wollten mit dem Buch den ‚Geflüchteten‘ ein Bild geben, Gefühle beschreiben“, erklärte Natnaels Freundin Rebecca zur fast zweijährigen Entstehungsgeschichte des Buchs: „Die Menschen hier in Deutschland sollen über die persönlichen Geschichten, die wir erzählen, einen neuen Zugang zu Geflüchteten bekommen.“ Fazit der Teilnehmer*innen: Die Offenheit der Autor*innen, so intensiv, ungeschminkt und authentisch über Natnaels Erfahrungen zu berichten, hinterlässt einen tiefen Eindruck.

Einsamkeit, fehlende Sprachkenntnisse und persönliche Erlebnisse mit Alltagsrassismus in München erschwerten ihm den Start in der neuen Heimat sehr, berichtete Natnael auf die Frage, ob er sein Ziel erreicht habe. Genau daraus entstand der Impuls, sein Buch zu schreiben: „Das Buch war wie eine Therapie für mich. Es geht mir besser, seit ich meine Geschichte aufgeschrieben habe.“ Sein Buch sieht Natnael als aktiven Beitrag gegen Rassismus, das über die Geschichten hinter der Flucht aufklärt. Das habe ihn auch angetrieben, eine Rede auf einer „Black Lives Matter“-Veranstaltung in München zu halten. Rebecca macht Alltagsrassismus, den sie miterleben muss, wütend: „Ich kann nicht verstehen, warum Menschen das N-Wort benutzen. Da ist so viel Unwissenheit.“

Was aber kann jede*r Einzelne gegen Rassismus im Alltag tun? „Ich möchte in Deutschland wie ein Mensch akzeptiert werden“, formulierte Natnael seinen einfachen Wunsch. Es ändere sich nur dann etwas, wenn wir Vorurteile abbauen, nichts durchgehen lassen, auf Diskriminierung aufmerksam machen und aktiv werden, betonte Rebecca: „Die Gruppe gegen Rassismus ist die größere!“

Mit seiner Vision beendete Natnael den Abend:

„Wir dürfen nicht immer nur an uns selbst denken. Wir sind eine Welt! Die Vielfalt der Kulturen, die Mischung macht das Leben erst schön.“

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Veranstaltung gefördert durch:
Landeshauptstadt München Sozialreferat Stadtjugendamt

SELEMAWI – FRIEDEN FINDEN
Rebecca Anna Mila S., Natnael H.
Paperback – 310 Seiten
ISBN-13: 9783750494282
Verlag: Books on Demand

Das Buch bestellen: https://www.bod.de/buchshop/selemawi-rebecca-anna-mila-s-9783750494282

Gelesen von Stefan Murr: https://www.youtube.com/watch?v=F9Hi_tUgTmg

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