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50 Geschichten: Ein Leben ohne Aufgabe kann ich mir nicht vorstellen

Dieser Beitrag wurde erstmals 2018 veröffentlicht und handelt vom Condrobs Ehrenamt. 

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Peter [Anm. d. Red.: Name geändert] schaut auf die Uhr: In einer Stunde beginnt sein Einsatz in der Messestadt Ost, wo ihn jede Woche drei Schüler*innen erwarten und ihm die kniffligsten Aufgaben aus ihrem Mathematikbuch mitbringen. Der 62-jährige ehemalige Softwareentwickler schafft es, selbst die kompliziertesten Herausforderungen mit viel Geduld und guter Laune so zu erklären, dass sie verständlich und lösbar werden.

„Als ich vor fünf Jahren mit einem Aufhebungsvertrag aus einem erfüllten Arbeitsleben ausgeschieden bin, wusste ich, ich brauche eine neue, sinnvolle Aufgabe. Ein Leben ohne Aufgabe kann ich mir nicht vorstellen!“, berichtet der studierte Mathematiker und Physiker. Auf der Suche nach einer Tätigkeit, die ihn erfüllt, stieß er auf die vielfältigen Möglichkeiten des Ehrenamts.

Als sich kurze Zeit später Menschen in seiner Nachbarschaft zu einer Klage gegen ein geplantes Flüchtlingsheim im Viertel zusammenschließen, steht für Peter fest: Er möchte seinen Beitrag dazu leisten, dass Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund einen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Daraufhin nutzt er zahlreiche Weiterbildungsangebote für Ehrenamtliche: „Der Einblick in Themen wie interkulturelle Kommunikation oder Traumatisierung, die man gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen in professionellen Seminaren vermittelt bekommt, hat mich persönlich weitergebracht und bereichert. Als Ehrenamtlicher, der keinen beruflichen Hintergrund aus der Sozialarbeit mitbringt, fühlte ich mich so auf meine Aufgabe gut vorbereitet.“

Was aber konkret tun? Im Austausch mit der Ehrenamtskoordinatorin von Condrobs wird schnell klar, was Peter selbst gar nicht bewusst gewesen ist: Seine mathematische Kompetenz und sein Geschick, sein Wissen spielerisch weiterzugeben, sind genau das, was vielerorts händeringend gesucht wird.

Als die Schüler*innen „ihre“ Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr aus Dankbarkeit zu einem wunderschönen Fest zum Fastenbrechen einluden, denkt Peter: „Wie schön, ich habe eine neue Aufgabe gefunden. Und sie macht mein Leben reicher.“