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50 Geschichten: Erlebnisorientiertes Arbeiten in Garmisch

Dies ist ein aktueller Beitrag aus der Suchtberatung Garmisch-Partenkirchen [1] und stammt von Daniel Wittmann, Einrichtungsleitung Suchtberatung Garmisch-Partenkirchen und staatl. Geprüfter Berg- und Skiführer

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Erlebnispädagogik und erlebnisorientierte Interventionen waren immer fester Bestandteil unserer Arbeit im Landkreis Garmisch. In verschiedenen Arbeitskontexten verwendeten wir Elemente aus Erlebnispädagogik, Risikopädagogik und erlebniszentrierter Therapie. Sei es in der ambulanten Entwöhnungstherapie, wie im betreuten Einzelwohnen, der Risikocheck des Haltprojektes oder in der Arbeit im Jugendtreff und der Suchtprävention. Die Gebirgslandschaft unseres Landkreises lädt ein, mit unseren Klient*innen andere, nicht alltägliche Erlebnishorizonte zu entwickeln.

Mangelnde Tagesstruktur, Defizite im Bereich der Lebenskompetenzen, geringfügig ausgeprägte Resilienz und einfach Langeweile sind bedingende Faktoren, die suchtbedingte prekäre Lebenslagen hervorbringen. Ein breites Feld, an dem erlebnisorientiertes Arbeiten ansetzen kann.
Der Vorteil von erlebnisorientiertem Arbeiten ist, dass man als Pädagog*in sehr schnell unverstellten Zugang zu Gefühlswelten wie Angst, Freude, Frustration, Wut etc. erhält, auch bei sehr schwer zugänglichem Klientel z.B. Jugendliche aus einem Zwangskontext wie Gerichtsauflagen. Im Gespräch werden oft Masken aufgesetzt, in der Aktion fallen diese. Es liegt dann im Geschick des/der Pädagog*in, mit diesen Gefühlen sensibel und emphatisch zu arbeiten.

Lebenskompetenzen wie Frustrationstoleranz, Konfliktfähigkeit, Selbstkontrolle, Angstregulation und Selbstwirksamkeitserfahrung werden durch gemeinschaftliche Aktion direkt angesprochen, auch hier zählt natürlich die Fähigkeit des/der Pädagog*in diese Skills mit dem Klientel zu bearbeiten. Dazu dient der Austausch und die Interaktion in der Gruppe sowie die Motivationsarbeit und das Feedback geben gegenüber dem/der Einzelne*n. Wie bei einer Kletteraktion mit Jugendlichen erlebt: Ein Jugendlicher versucht eine Kletterroute immer wieder. Aus Höhenangst dreht er nach wenigen Metern um. Er kämpft sichtlich mit seiner Frustrationstoleranz … er sieht die anderen Teilnehmenden klettern und ihre Erfolge feiern  Emotionen wie Neid und Wut über sich selbst werden sichtbar  die Betreuer*innen reden ihm gut zu und motivieren an der richtigen Stelle …. er bekommt Feedback von den anderen Teilnehmer*innen … auch diese motivieren  zuletzt ringt er sich durch und lotet seine Grenzen aus …. er kann dieses Mal höher klettern und sogar bis zum Umlenkpunkt …. strahlend steht er nach dem abseilen in der Menge der anderen Jugendlichen …. sein Status in der Peergroup steigt …. er hat für sich erlebt selbst wirksam zu sein.

Die Anwendungsmöglichkeiten des erlebniszentrieten Arbeitens sind so vielfältig wie die Möglichkeiten bei uns im Landkreis. Die Aktionen werden in Abstimmung mit unserem Klientel entwickelt …. nur was von ihnen mitgeplant wird kommt gut an. Die Maßnahme wird auf die Fähigkeiten der Teilnehmer*innen abgestimmt: mit dem Jugendtreff klettern, mit älteren BEW Klient*innen Minigolf spielen, sodass jede Person sich gemäß ihrer Fähigkeiten entfalten kann.

Und zuletzt: wir haben entsprechend ausgebildete Mitarbeiter*innen im Team, Erlebnispädagog*innen und einen staatlich geprüften Berg- und Skiführer, um Erlebnispädagogik in einem sicheren und qualifizierten Rahmen anzubieten können.