- Condrobs e.V. - https://www.condrobs.de -

50 Geschichten: Mittendrin statt außen vor

Dieser Beitrag aus der Suchtberatungsstelle Starnberg [1] erschien erstmals 2018 [die Gruppe „Mittendrin“ gibt es seit diesem Jahr nicht mehr].

* * * * * * * * * * * * *

Die dunkle, kalte Jahreszeit erschien Jens H. [Anm. d. Red.: Name geändert] von Jahr zu Jahr grauer und trister. Mit 59 Jahren war er arbeitsunfähig geworden. Schuld daran war seine Alkoholsucht. Die Adventszeit, in der in Geschäften und Fußgängerzonen Lichter funkeln und die bunten Auslagen sich nur so türmen, war für Jens wie eine ausweglose Schlucht. Sie zog ihn immer tiefer in eine nicht enden wollende Dunkelheit.

An diesem Punkt berichtete ihm ein guter Freund, der sich Sorgen um ihn machte, von „Mittendrin“, einem Angebot der Condrobs-Suchtberatungsstelle in Starnberg für Menschen ab 50. Denn Jens ist nicht allein: Viele ältere Menschen mit Suchtkrankheit leiden unter Einsamkeit, zu wenigen sozialen Kontakten, fehlender Tagesstruktur. Im Ruhestand oder bei Arbeitslosigkeit kommt der Wegfall der beruflichen Identifikation hinzu. Jens kämpft, wie zahlreiche andere der Klient*innen der Gruppe „Mittendrin“, mit Schlafstörungen und chronischen Schmerzen.

„Mittendrin“ ist Hilfe zur Selbsthilfe: Jens trifft auf Gleichgesinnte, mit denen er sich austauschen kann. Er spürt, wie gut ihm Entspannungsübungen und Imaginationstechniken tun. Gemeinsam mit den anderen Gruppenmitgliedern lernt er, Schritt für Schritt mit körperlichen und seelischen Schmerzen besser umzugehen. Und: Jens entdeckt sein über die Jahre vergessenes Talent fürs Zeichnen wieder, bei dem er schon als Kind stundenlang mit Feuereifer bei der Sache war. Es geht ihm nach einiger Zeit sogar so gut, dass er mithelfen kann, begleitete Ausflüge für die Gruppe zu organisieren. Aktuell leitet er sogar eine Malgruppe.