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50 Geschichten: Der Rap-Workshop

Die Geschichte dieses Beitrags ereignete sich zwischen 2017 und 2019 und stammt von Sozialpädagoge Michael Sack, Einrichtungsleitung easyContact family AEH [1] in Bayreuth.

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Salim [Anm. d. Red.: Name geändert] aus dem Iran kam mit 15 Jahren als unbegleiteter junger Flüchtling zu uns. Zu Beginn konnten wir uns nur mit Handzeichen verständigen. In Dolmetscher-Gesprächen fanden wir heraus, dass er seine im Iran verbliebene Mutter sehr vermisste und sich große Sorgen um ihre Gesundheit machte. Salim tat sich sehr schwer, diese Gedanken mit sich herumzutragen und war häufig geistesabwesend und traurig.

Es stellte sich heraus, dass Salim und seine Freunde sehr gerne Musik hörten und sich auch viel darüber austauschten. Wir machten Salim das Angebot, an unseren Rap-Workshops teilzunehmen, was er nach etwas Zögern auch tat. Er schrieb über Wochen hinweg im Geheimen an einem Rap-Song, in dem er all seine Gefühle für seine Mutter und seine Familie darstellte und reflektierte. Diesen schickte er schließlich als Brief an sie.

Es war ein riesiger Schritt für Salim, dem Team und seinen Freunden den fertigen Song zu zeigen. Als wir das Lied zum ersten Mal gemeinsam hörten, saß er zitternd und voller Aufregung neben uns in der gemeinsamen Küche. Alle waren begeistert und Salim bekam für seinen mutigen Auftritt tobenden Beifall.

Dies tat Salim so gut, dass er sich danach traute, seinen Song mehrfach live zu performen. Auf der 5-Jahres-Feier von Condrobs Bayreuth / Pegnitz, der offiziellen Eröffnungsfeier der Interkulturellen Wochen in Bayreuth und auf weiteren Veranstaltungen mit zum Teil größerem Publikum führte er seinen Song voller Stolz auf.

Salim schrieb weiterhin an Liedtexten, zuletzt auch immer wieder in deutscher Sprache. Inzwischen ist Salim ein sehr selbstbewusster junger Mann, der eine Ausbildung im Gesundheitswesen absolviert hat und der selbstsicher in die Zukunft blickt. Über seine Vergangenheit kann er offen sprechen und diese akzeptieren.

Die Erfahrungen, die Salim in unserem Projekt sammeln konnte, trugen sicherlich dazu bei, dass er heute mehr Sicherheit im Umgang mit der Welt besitzt und sein Selbstvertrauen in einem guten Maße wachsen konnte. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir ein Teil dieses tollen Werdegangs sein durften!