Unter dem Motto „Recycling verbindet: Teilhabe durch Nachhaltigkeit!“ wurde der Münchner Marienplatz am Internationalen Tag der Umwelt zum Treffpunkt für gelebte Nachhaltigkeit, soziale Integration und innovative Ideen der Kreislaufwirtschaft. Trotz wechselhafter Wetterbedingungen ließen sich die beteiligten Organisationen, Mitwirkenden und zahlreichen Besucher*innen nicht entmutigen und machten den Nachmittag zu einem eindrucksvollen Erlebnis, bei dem nachhaltige Lösungen sichtbar und erfahrbar wurden.
Von 13 bis 17 Uhr verwandelte sich das Zentrum Münchens in eine lebendige Plattform für ressourcenschonende Beschäftigungsmodelle, kreative Wiederverwertung und gelebte Inklusion. Auf Initiative von Condrobs e.V. zeigten zahlreiche soziale Betriebe, wie Nachhaltigkeit nicht nur ökologische, sondern auch soziale Brücken baut – ganz im Sinne eines ebenso nachhaltigen wie solidarischen Miteinanders.
Zu den beteiligten Einrichtungen gehörten unter anderem ConJob, anderwerk, diakonia, der Condrobs Spendenladen & Secondhand, Cooperative beschützende Arbeitsstätten – cba e.V., Dynamo Fahrradservice BISS e.V., Regenbogen Arbeit gGmbH, der Weiße Rabe und viele mehr. Sie alle eint das Ziel, Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt durch sinnstiftende Tätigkeiten im Bereich der Kreislaufwirtschaft neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.
Elektroschrott, Upcycling & Werkzeugbibliotheken: Nachhaltigkeit zum Anfassen
Eines der Highlights des Nachmittags waren die Live-Demonstrationen zur Zerlegung von Elektroschrott. Hier konnten Interessierte hautnah erleben, wie ausgediente Geräte in aufwendiger Handarbeit zerlegt und Rohstoffe wiedergewonnen werden – ein Prozess, der hohe Recyclingquoten ermöglicht und gleichzeitig qualifizierende Beschäftigung schafft.
Neben praktischen Einblicken in die Arbeit sozialer Betriebe gab es zahlreiche kreative Angebote: Upcycling-Ideen aus dem Textil- und Möbelbereich, Informationen über Werkzeugbibliotheken und Reparaturdienste sowie interaktive Mitmachstationen für Groß und Klein. Die Bandbreite der Themen zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und praxisnah nachhaltige Stadtentwicklung aussehen kann – und dass soziale Teilhabe und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen.
Wechselhaftes Wetter, beständig gute Stimmung
Obwohl das Wetter mit einem steten Wechsel zwischen bewölktem Himmel, Nieselregen und Sonnenstrahlen nicht immer mitspielte, war die Stimmung auf dem Marienplatz von Optimismus, Tatkraft und solidarischem Miteinander geprägt. Die Besucher*innen zeigten großes Interesse an den Projekten, stellten Fragen, kamen mit den Mitarbeitenden der Betriebe ins Gespräch und zeigten damit deutlich: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die Menschen bewegt – auch bei unbeständigen Wetterlagen.
Diese Widerstandskraft und das gemeinsame Durchhalten spiegeln das wider, was soziale Recyclingbetriebe täglich leisten: Ausdauer, Kreativität und soziale Verantwortung, auch unter schwierigen Rahmenbedingungen.
Recycling mit gesellschaftlichem Mehrwert
Die Stadt München steht angesichts steigender Abfallmengen und wachsender sozialer Herausforderungen vor komplexen Aufgaben. Die beim Aktionstag vertretenen sozialen Betriebe leisten hier einen entscheidenden Beitrag: Sie verbinden ökologische Ressourcenschonung mit sozialer Integration, schaffen sinnvolle Beschäftigungsplätze und fördern die Verwertung auf lokaler Ebene – ressourcenschonend, menschenzentriert und zukunftsorientiert.
Diese Verknüpfung von Umwelt- und Sozialpolitik wurde auch von der Circular Economy Koordinierungsstelle des Referats für Klima- und Umweltschutz (RKU) sowie dem Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) betont, die die Veranstaltung aktiv unterstützten. Als Schirmherr unterstrich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit seiner Unterstützung die Bedeutung dieser Kooperationen für die Stadtgesellschaft.
Der Marienplatz als Bühne für eine nachhaltige und inklusive Zukunft
Der Aktionstag „Recycling verbindet“ hat deutlich gemacht: Kreislaufwirtschaft ist weit mehr als Mülltrennung und Wiederverwertung. Sie ist ein gesellschaftlicher Gestaltungsraum, in dem Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft arbeiten.
Die Veranstaltung war nicht nur eine Präsentation nachhaltiger Arbeit, sondern auch ein Ort des Dialogs, der Begegnung und der Inspiration. Zahlreiche Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich über Projekte und Perspektiven zu informieren, Fragen zu stellen und Kontakte zu knüpfen.
Fazit: Nachhaltigkeit mit Herz und Haltung
Trotz durchwachsenen Wetters war der Nachhaltigkeitstag ein voller Erfolg. Er hat eindrucksvoll bewiesen, dass soziale und ökologische Verantwortung gemeinsam gedacht und gelebt werden können – mitten im städtischen Raum, offen für alle und getragen von einem starken Netzwerk engagierter Akteur*innen.
Diese Art von Veranstaltung zeigt: Nachhaltigkeit beginnt nicht nur in der Tonne, sondern in den Köpfen und auf Plätzen wie dem Marienplatz, wo Menschen zusammenkommen, um die Zukunft zu gestalten.
Die beteiligten sozialen Betriebe
anderwerk ist ein soziales Unternehmen der AWO – M – Group München. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen gesellschaftliche Teilhabe, Bildung und die berufliche (Wieder-)Eingliederung von langzeitarbeitslosen Erwachsenen und sozial benachteiligten Jugendlichen. Durch vielfältige Qualifizierungs- und Beschäftigungsangebote schaffen wir Perspektiven und begleiten Menschen auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben – eine Chance für jeden, der sich in der Gesellschaft aktuell nicht zurechtfindet und eine Rolle in der Arbeitswelt sucht. Als zuverlässiger sozialer Dienstleister für die Landeshauptstadt München, das Jobcenter und weitere öffentliche Auftraggeber entwickeln wir praxisnahe Maßnahmen, die auf individuelle Lebenslagen eingehen. Im Bereich Recycling hat sich anderwerk auf die fachgerechte Demontage und Entsorgung großer Mengen an Elektro-Altgeräten aus gewerblichem und privatem Umfeld spezialisiert. Unsere zertifizierte Werkstatt in Feldkirchen ist als Entsorgungsfachbetrieb sowie als (Erst-)Behandlungsanlage für Elektro- und Elektronikaltgeräte staatlich anerkannt und entspricht höchsten gesetzlichen Standards im Bereich Umwelt- und Ressourcenschutz.
cba e. V.: Das Umweltteam des cba e.V. fährt in Teams von 2-4 Leuten regelmäßig etwa 600 Stellflächen der öffentlichen Recyclingcontainer im Stadtgebiet München an und reinigt diese. Damit trägt das Umweltteam zu einem sauberen Stadtbild bei. Ergänzt wird der Tätigkeitsbereich durch die Entrümpelung von Nutz- und Wohnflächen sowie die Pflege und Instandhaltung von Garten- und Grünanlagen. Etwa 20 Mitarbeiter*innen mit Beeinträchtigung finden im Umweltteam einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt. Neben dem Umweltteam betreibt der cba e.V. die Gebäudereinigung Putzblitz und die Conviva Gastronomie mit verschiedenen Standorten im Stadtgebiet
Condrobs ConJob ist ein sozialer Beschäftigungsbetrieb für Elektroschrottrecycling, Datenlöschung und Remarketing und bietet etwa 100 Menschen Beschäftigung und Qualifizierungsmöglichkeiten. Die soziale und berufliche Integration von (langzeit-)arbeitslosen Erwachsenen und die Teilhabe am Arbeitsmarkt stehen im Vordergrund. Erfahrene Arbeitsanleiter*innen begleiten die Maßnahmeteilnehmer*innen und fördern Schlüsselqualifikationen sowie branchenspezifisches Know-how. Sozialpädagogische Unterstützung ist integraler Bestandteil des Programms, um psychosoziale Hürden zu überwinden und das Selbstwertgefühl zu stärken. In den letzten Jahren hat ConJob seine Verwertungskapazitäten nahezu verdoppelt und trägt damit wesentlich zur Behandlung und nachhaltigen Entsorgung des Elektroschrotts in München bei.
Condrobs Spendenladen & Secondhand: „Spenden. Stöbern. Gutes tun.“ Mit dem Beschäftigungsprojekt betreibt Condrobs einen Secondhandladen in der Emanuelstraße. Nicht nur gut erhaltene Sachspenden bekommen dort eine zweite Chance, auch Teilnehmer*innen mit Suchterfahrung erhalten in verschiedenen sozialpädagogisch begleiteten Maßnahmen die Möglichkeit einer stabilisierenden, sinnstiftenden Tätigkeit, um ihr Leben wieder selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Die Erlöse gehen zu 100% an die sozialen Projekte von Condrobs.
diakonia: Berufliche Integration, Beschäftigungsförderung und Nachhaltigkeit sind die Kernziele von diakonia. Als sozialer Beschäftigungs- und Inklusionsbetrieb bietet diakonia Menschen in herausfordernden Lebenslagen die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und zu qualifizieren. Durch individuelle Förderung wird jeder einzelne Mensch gesehen und kann die eigenen Fähigkeiten entfalten. So fördert diakonia in ihren Betriebsteilen aus Einzelhandel (Secondhand), Hauswirtschaft und Handwerk und in den Beratungsstellen gemeinschaftliches Handeln und schafft ein wertschöpfendes Umfeld, in dem Menschen ihre Potenziale wiederentdecken und weiterentwickeln können.
Dynamo Fahrradservice Biss e.V. ist ein anerkannter gemeinnütziger Verein, der die Förderung der sozialen, beruflichen und allgemeinen Bildung von benachteiligten und von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen zum Ziel hat. Zu diesem Zweck führt der Verein einen sozialen Betrieb im zweiten Arbeitsmarkt mit Fahrradladen und Recyclingwerkstatt.
Erfindergarden mit zwei Projekten – Werkzeugbibliothek und MachsGanz: Erfindergarden ist eine gemeinnützige Organisation deren Vision es ist, Spaß am gemeinsamen Reparieren zu vermitteln. Durch die Bereitstellung von Praxiswissen und Bildungsangeboten werden (junge) Menschen dazu inspiriert, sich selbsttätig für nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Das Projekt MachsGanz wird gefördert vom Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm (MBQ) des Referats für Arbeit und Wirtschaft und richtet sich an junge Erwachsene. Durch Reparatur-Workshops in Schulen und Freizeiteinrichtungen vermittelt es handwerkliche Skills, animiert dazu praktische Fähigkeiten zu entdecken sowie Kompetenzen auszubauen und bietet eine erste Berufsorientierung im Bereich Handwerk. Mit der Münchner Werkzeugbibliothek ist Leihen einfacher und günstiger als Kaufen: Sie verleiht Werkzeuge, Reinigungsgeräte, Lastenräder und vieles mehr. Ziel ist es, Neuanschaffungen und Müll zu vermeiden, Menschen zum Selbermachen, Reparieren und zirkulären Wiederverwenden zu befähigen, sowie ein nachhaltiges Miteinander zu stärken, in dem Ressourcen und Wissen geteilt werden. Die Bibliothek ermöglicht allen Menschen – unabhängig von Einkommen oder Wohnsituation – den Zugang zu handwerklichen Fähigkeiten und Selbstermächtigung.
TeuTo Second-Hand-Verkauf des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) des Paritätischen in Bayern e. V.: Der TeuTo Second-Hand-Verkauf ist ein Gebrauchtwarenmarkt mit einer vielfältigen Auswahl an Kleidung, Geschirr, Kinderspielwaren, Büchern und weiteren Flohmarktartikeln in guter Qualität und zu günstigen Preisen. Als Zuverdienst-Projekt bietet er psychisch erkrankten Menschen eine sinnstiftende Beschäftigung. Durch fachliche und individuelle Anleitung erhalten sie Unterstützung in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich und können ihre Fähigkeiten weiterentwickeln.
Regenbogen Arbeit gGmbH ist eine Inklusionsfirma, die sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit (und ohne) Behinderung schafft. Seit über 30 Jahren sind wir im Bereich Entsorgung und Nachhaltigkeit in München und Umgebung unterwegs. Wir betreiben 2 Wertstoffhöfe (Planegg und Pullach) mit angegliedertem Entrümpelungs- und Anlagenpflegeservice sowie Gebrauchtwarenhandel. Zudem haben wir in Haar einen Entsorgungs- und Entrümpelungsbetrieb, an den ein Gebrauchtwarenladen sowie ein Selfstorage angeschlossen sind. Abgesehen von diesem Entsorgungsbereich werden Kantinen sowie eine Gemüseverarbeitung betrieben.
Der Verein für berufliche Integration e.V., 1987 in München gegründet, will Menschen mit einer psychischen Behinderung die Chance geben, am Allgemeinen Arbeitsmarkt teilzuhaben. Dazu betreibt der Verein drei Inklusionsbetriebe. HORTUS ist ein Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus, das im Auftrag des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) den Häckseldienst anbietet. RAMADAMA ist im Bereich der Umweltpflege (Reinigung von Außenanlagen) und des Recycling (Betrieb von Wertstoffhöfen) tätig. Die Kaffeerösterei YOANDA stellt fairen, sozialen und inklusiven Kaffee her. Dieser kann auf dem Pasinger Viktualienmarkt im Café verkostet und dort direkt erworben werden. Beim Werksverkauf in Wolfratshausen wird der Kaffee auch unverpackt abgegeben.
Die Weißer Rabe soziale Betriebe und Dienste GmbH ein Inklusions- und Beschäftigungsunternehmen in Oberbayern, das Menschen mit verschiedenen Herausforderungen wie Langzeitarbeitslosigkeit, psychischen Erkrankungen oder Behinderungen in den Arbeitsmarkt integriert. Aktuell beschäftigt es rund 350 Personen in zehn unterschiedlichen Betrieben und Projekten, die sozialpädagogische Begleitung und praxisnahe Qualifizierung erhalten. Das Unternehmen bietet nachhaltige Arbeitsplätze, fördert soziale und fachliche Kompetenzen und unterstützt den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt durch enge Kooperationen mit Unternehmen. Weißer Rabe trägt so zur Chancengleichheit und gesellschaftlichen Inklusion bei.
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Titelfoto: Impression vom Marienplatz Foto 1 v.l.: Vanessa Cramer (Leitung Spendenladen), Katrin Bahr (Vorständin Condrobs), Miriam Hansen (Abteilungsleitung Arbeits- und Berufsintegration), Birgit Treml (Bereichsleitung Hilfen für junge Menschen, Familien und Berufsintegration München), Stefan Brandhuber (Betriebsleiter ConJob), Frederik Kronthaler (Vorstand Condrobs) Foto 2: Impression vom Marienplatz Foto 3: Am ConJob-Stand Foto 4: Am ConJob-Stand Foto 5: Anderwerk Foto 6: Regenbogen Arbeit Foto 7: cba Foto 8: Dynamo Fahrradservice Biss e.V. Foto 9: Spendenladen & Seconhand Foto 10: Weißer Rabe Foto 11: TeuTo Second-Hand-Verkauf des Sozialpsychiatrischen Zentrums Foto 12: diakonia Foto 13: Erfindergarden Foto 14: Circular Munich Foto 15: Am ConJob-Stand Foto 16: Am ConJob-Stand Foto 17: Am diakonia-Stand Foto 18: Am Regenbogen Arbeit Stand Foto 19: Impression vom Marienplatz Foto 20: Am TeuTo-Stand