Das Entwickeln von Perspektiven, das kontinuierliche Dranbleiben an den gesteckten Zielen und viel Verständis sind Grundlagen der Arbeit in den Condrobs-Jugendeinrichtungen. Beispielhaft werden in diesem Beitrag die Geschichten zweier Jugendlicher mit schwierigen Startbedingungen geschildert, die in der Einrichtung easyContact House die notwendige Unterstützung und den Raum bekommen haben, um ihren Konsum zu reduzieren, ihre Ausbildung fortzusetzen und letztlich eigenständig zu leben.
In unserer Arbeit sind wir immer wieder beeindruckt von dem Potenzial der Jugendlichen, sich selbst zu helfen und aus prekären Startbedingungen positive Entwicklungen zu schaffen. Gerne möchten wir über zwei Jugendliche berichten, deren Geschichte uns besonders beeindruckte.
Ein eigenständiges Leben beginnen
Der erste junge Mann kam aus einer Schutzstelle zu uns ins easyContact House. Dabei hatte er über seine Jugendjahre eine Substanzkonsumstörung entwickelt, wodurch er den Konsum verschiedener Substanzen alleine nicht beenden konnte. Sein Ziel war es, gemeinsam mit unserem Team nicht nur seinen Konsum zu bearbeiten, sondern auch eine realistische Zukunftsperspektive zu entwickeln und ein eigenständiges Leben zu beginnen. Er wollte gerne seine Ausbildung, die er im vorherigen Jahr abbrach, wieder aufnehmen und auch gerne abschließen.
Wir bauten also eine Beziehung zu dem Jugendlichen auf und banden ihn in unsere interne Struktur ein. Dort nahm er pädagogische und psychologische Gespräche war, informierte sich über schulische wie berufliche Möglichkeiten und lernte viel über die Führung eines eigenen Haushaltes. Er fand in der Gruppe der Jugendlichen Anschluss und knüpfte schnell neue Freundschaften, die ihn in seiner Zeit im House begleiteten. Dennoch war die Eingewöhnung nicht immer einfach und es erforderte viel beharrliches Dranbleiben sowie Aushalten des Jugendlichen mit all seinen Themen. Vor allem in den ersten Wochen kam es immer wieder zu Rückfällen bestimmter Substanzen und zu verschiedenen Krisen, in denen wir den Jugendlichen jedoch gut begleiten konnten. Entscheidend war das wachsende Vertrauen in uns als Team, von dem der Jugendliche immer wieder profitierte.
Langfristig clean leben
Trotz der anfänglichen Herausforderungen in unserem Setting konnte der Jugendliche schnell einen bedeutenden Meilenstein erreichen: die Fortsetzung seiner zuvor begonnenen Ausbildung. Die Struktur sowie die Aufgaben, denen er sich dort täglich stellte, stellten ihn zunächst vor Herausforderungen und überforderten ihn zeitweise. Gleichzeitig halfen diese ihm nach und nach, sich an einen geregelten Alltag zu gewöhnen. Mit der Zeit reflektierte der Jugendliche zunehmend über die negativen Auswirkungen seines Konsums. Ihm wurde auch bewusst, dass der steigende Konsum trotz Ausbildungsgehalt seine finanzielle Problemlage verschärfte. Aus dieser Einsicht sowie aus dem Wunsch heraus, den Alltag nicht durch Konsum bestimmen zu lassen, fasste er die Entscheidung, langfristig aus der Sucht auszusteigen. Gemeinsam griffen wir diesen Wunsch auf und suchten nach passenden Hilfeangeboten, um den Jugendlichen auf seinem Weg zu begleiten.
So halfen wir ihm bei der Vereinbarung von Ambulanzterminen, begleiteten ihn zum Erstellen eine Sozialberichts und suchten gemeinsam nach Einrichtungen, in denen der Jugendliche lernen würde, langfristig clean zu leben. Dabei entschied er sich, Bayern zu verlassen und in die Nähe seiner Familie zurückzukehren, um auch das verbesserte Verhältnis zu ihnen weiter auszubauen. Schließlich kam die erhoffe Zusage der Entwöhnungsmaßnahme und der Jugendliche konnte die nächste Etappe auf seinem Weg hin zu der Zukunft, die er sich für sich selbst vorstellte, antreten.
Schlüssel für eine beginnende Veränderung
Die zweite junge Frau kam zu uns in die Einrichtung, nachdem sie aufgrund ihres Konsumverhaltens ihre vorherige Maßnahme beenden musste. Auch bei ihr begann die Maßnahme zunächst holprig und war von einer dynamischen Beziehung geprägt. Auch hier waren das beständige Aushalten der jungen Erwachsenen sowie beharrliches Vermitteln einer wohlwollenden Grundhaltung ihr gegenüber ein Schlüssel für eine beginnende Veränderung. Nach einiger Zeit fand die Jugendliche ihren Platz in der Gruppe und entwickelte Vertrauen zum Team. Diese Basis war entscheidend, um eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Die Jugendliche hatte klare Anliegen: die Bearbeitung ihrer schulischen und psychischen Probleme sowie die Verringerung ihres Konsums. Dank der internen Beschulung und dem Gesprächsangebot des psychologischen Fachdienstes konnten ihre Themen gut bearbeiten werden. Die Jugendliche lernte, konsequent Gespräche und Termine wahrzunehmen, was einen wichtigen Teil ihrer Entwicklung darstellte. Ein weiteres Ziel der Jugendlichen war es, ihre Selbstständigkeit zu stärken. Im Rahmen des Aufenthaltes erlernte sie wichtige Alltagsfähigkeiten wie Kochen und Reinigen. Diese Fähigkeiten waren ihr sehr wichtig, da sie entscheidend für den Schritt in ihr selbstständiges Leben waren. Denn ihr langfristiges Ziel war es, eigenständig in einer Wohnung zu leben. Wir vereinbarten ein Vorstellungsgespräch beim betreuten Wohnen, um ihr dieses Ziel erfüllen zu können. Dieses Gespräch verlief erfolgreich und ermöglichte ihr schließlich einen Platz und Umzug in diese Wohnform.
Gemeinsam eine Perspektive entwickeln
Die Erfolgsgeschichten der Jugendlichen zeigen, wie wichtig eine stabile und unterstützende Umgebung für die Jugendlichen ist, in der sie offen und ehrlich über ihre Probleme sprechen können sowie Vertrauen in einem Rahmen, der gleichzeitig Grenzen bietet, erleben. Diese Offenheit ermöglicht es uns, auf die Bedürfnisse einzugehen und gemeinsam eine Perspektive zu entwickeln, die den individuellen Zielen und Potenzialen der jungen Erwachsenen entspricht.