Eröffnung der neuen Beratungsräume der Clearingstelle Gesundheit und der Migrationsberatung von Condrobs

20. März 2024

Am 19. März fand in feierlichem Rahmen die Eröffnung der neu bezogenen, barrierearmen Räumlichkeiten der Clearingstelle Gesundheit und der Migrationsberatung von Condrobs in der Corneliusstraße 2 statt. Zahlreiche Gäste, darunter Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Kooperationspartner*innen sowie Mitarbeiter*innen, versammelten sich, um den Umzug und die damit deutlich verbesserten Zugangsbedingungen für die Klient*innen zu würdigen.

Clearingstellen sind leider keine Selbstverständlichkeit

Karin Wiggenhauser, Bereichsleitung Hilfen für Erwachsene und bayernweite Angebote, eröffnete die Veranstaltung. Sie begrüßte alle Anwesenden herzlich für ihr Kommen. Wiggenhauser machte in ihrer Rede deutlich, dass das Vorhandensein einer Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung alles andere als selbstverständlich ist: „Ich bin viel in Bayern unterwegs und ich höre immer wieder „Wie? Ihr habt eine Clearingstelle?!“ Ja, sie ist leider die einzige in Bayern.“ Entsprechend stolz ist man, dass Condrobs als Partner von der Stadt München für den Betrieb einer Clearingstelle ausgesucht wurde. „Wir wissen, wie wichtig Gesundheit ist. Ohne Gesundheit ist alles nichts“, so Karin Wiggenhauser weiter. „So funktioniert auch der Einklang mit der Migrationsberatung, denn erst wenn Menschen gesund sind, können sie noch weiterdenken.“

Ein Positivbeispiel für die Stadt

Die langjährige Partnerschaft mit Condrobs und den wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Münchner Hilfelandschaft würdigte Gerhard Mayer, Leiter des Amts für Wohnen und Migration, in seinem Grußwort: “ Es ist klar, dass die Clearingstelle und der Gesundheitsfonds unverzichtbare Bestandteile unserer Hilfelandschaft sind. Umso mehr freut es mich, dass durch diese neuen, größeren Räumlichkeiten nicht nur Menschen ohne Krankenversicherungsschutz beraten werden, sondern auch auf kurzem Weg über den Flur die Weitervermittlung an die ebenfalls von Condrobs betriebene Migrationsberatung erfolgen kann.“

Die Clearingstelle Gesundheit, die im Mai 2020 eröffnet wurde und im Oktober 2022 durch den Sozialausschuss und Stadtratsbeschluss zurecht verstetigt wurde, ist, so Mayer, ein besonders wegweisendes, gemeinsames Projekt mit dem Amt für Wohnen und Migration. Dass die erfolgreiche Arbeit der Clearingstelle nicht nur für die Menschen, die die Hilfen in Anspruch nehmen, wichtig ist, stellte Gerhard Mayer gesondert heraus: „Solche Positivbeispiele braucht die Stadt und es zeigt, dass diese als Pilotprojekt gestartete Einrichtung ihren Auftrag erfüllt, wenn nicht gar übererfüllt. Weiter so!“

Herausfordernde Suche

Wie kompliziert und herausfordernd die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten war, veranschaulichte Dr. Sophia Berthuet, Abteilungsleitung Sucht-, Integrations- und genderspezifische Hilfen von Condrobs: „Wir haben uns viele Immobilien angesehen, aber eine Absage nach der anderen kassiert, wenn klar war, dass Condrobs ein Suchthilfeträger ist. Das zeugt davon, dass suchtmittelkonsumierende Menschen nach wie vor an den gesellschaftlichen Rand getrieben und stigmatisiert werden.“ Doch trotz der Rückschläge, so Berthuet weiter, ließ sich Einrichtungsleitung Robert Limmer nicht von seinem Anspruch abbringen, für seine Klientel das Optimum zu finden – was schlussendlich von Erfolg gekrönt war.

Menschenrecht Gesundheit

Robert Limmer, Einrichtungsleitung der Clearingstelle, ging in seiner anschließenden Ansprache auf das grundlegende Menschenrecht Gesundheit ein und betonte die Verpflichtung, für diejenigen einzustehen, die aktuell nicht dazu in der Lage sind, ihre Rechte einzufordern: „In der Clearingstelle und der Migrationsberatung verfolgen wir die praktische Umsetzung dieser grundlegenden Menschenrechte. Wir treten ein für diejenigen, die aktuell nicht dazu in der Lage sind und geben ihnen eine Stimme, um geeignete Hilfen zu erhalten und ihre Rechte einzufordern.“ Dabei wurden allein im letzten Jahr 52% der Klient*innen in eine Krankenversicherung oder andere Gesundheitskosten finanzierende Systeme integriert, es wurden 1560 Einzelberatungen durchgeführt und für 388 Menschen wurden medizinische Behandlungen durch den Gesundheitsfonds der Stadt München finanziert.

Es ist nie zu spät, um Hilfe zu bitten

Beschlossen werden sollte die Veranstaltung mit einem Beitrag des Klienten Roberto Cliento, der jedoch aufgrund eines Krankenhausaufenthalts verhindert war. Seine Grußworte wurden stellvertretend von Clearingstellen-Mitarbeiterin Sybille Lampenscherf vorgetragen. „In meinen dunkelsten Stunden fand ich Unterstützung im Münchner Sozialsystem, insbesondere durch die Clearingstelle und bei Dr. Beutner vom Pilgersheim. Ich bin nun krankenversichert und bekomme Jobcenterleistungen. Langsam, aber stetig kämpfe ich mich zurück ins Leben.“ Mit einer wichtigen Botschaft endete der Text von Cliento: „Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass es nie zu spät ist, um Hilfe zu bitten, und dass es immer einen Weg gibt, sich aus dem tiefsten Loch herauszukämpfen.“

Die Veranstaltung fand ihren Ausklang mit Flamenco-Musik von El Rubito De Granada, großartigen Gesprächen und leckeren Häppchen des sozialen Beschäftigungsbetriebs VIVA CLARA. Wir danken an alle Anwesenden für die gelungene Feier und die zahlreiche Unterstützung auf dem bisherigen und zukünftigen Weg.

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Titelfoto: Teamfoto Clearingstelle und Migrationsberatung; v.l.:  Dragan Milakovic, Rita Przygodda, Sybille Lampenscherf, Kathrin Abu Wishah, Robert Limmer
Foto 1: Impression der Veranstaltung
Foto 2: Gerhard Mayer
Foto 3: Karin Wiggenhauser und Robert Limmer
Foto 4: Dr. sophia Berthuet
Foto 5: El Rubito De Granada

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