35 Jahre gelebte Solidarität: Jubiläumsfeier der ÜWG

2. Juli 2025
35 Jahre ÜWG

Mit einem Sommerfest feierte die Übergangswohngemeinschaft (ÜWG) für Männer* in München-Pasing am 26. Juni 2025 ihr 35-jähriges Jubiläum. Zahlreiche Gäste aus der öffentlichen Verwaltung, von Kooperationsstellen, dem Gesundheits- und Justizwesen sowie Nachbar*innen, Bewohner* und der Vermieter kamen zusammen, um das Engagement der Einrichtung zu würdigen und sich über das Konzept der besonderen Wohnform zu informieren.

Begrüßung mit Herz und Haltung

Dr. Sophia Berthuet, Abteilungsleitung sucht-, integrations- und genderspezifische Hilfen bei Condrobs, eröffnete gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Christoph Damme die Feier. In ihrer Begrüßung hob sie hervor, dass das Jubiläum nicht nur ein Rückblick, sondern vor allem ein Ausdruck der lebendigen Zusammenarbeit zwischen Träger, dem Bezirk Oberbayern, Fachkräften, Bewohnern* und Nachbarschaft sei.

„Solche Einrichtungen gelingen nur gemeinsam – und genau das feiern wir heute.“

Sie bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten, die durch ihr tägliches Engagement diese besondere Wohnform tragen – von den Mitarbeitenden über die Kooperationspartner*innen bis hin zu den Bewohnern* selbst. Trotz Wetterumschwung blieb die Stimmung heiter: „Es ist schön, dass wir nicht nur zurückblicken, sondern auch miteinander ins Gespräch kommen können – bei gutem Essen, Führungen durchs Haus und einem offenen Austausch über die Zukunft der Hilfeangebote.“

35 Jahre Engagement für neue Lebenswege

Condrobs-Geschäftsführerin Katrin Bahr würdigte die Übergangswohngemeinschaft als einen Ort gelebter Solidarität, der seit 35 Jahren Männer* in schwierigen Lebensphasen begleitet und dabei hilft, neue Perspektiven zu entwickeln.

„Die Männer*, die den Weg in die ÜWG finden, tragen schwere Geschichten mit sich. Aber sie bringen auch etwas Entscheidendes mit: den Wunsch, sich zu verändern.“

Bahr betonte die Bedeutung solcher Einrichtungen angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen wie Ausgrenzung, Armut und wachsender sozialer Spaltung. Orte wie die ÜWG böten Stabilität, Struktur und ein menschenwürdiges Umfeld.

„Die ÜWG bietet einen geschützten Rahmen, in dem sogenannte Schwäche kein Makel ist, sondern Teil des Heilungsprozesses.“

Ihr Dank galt den Bewohnern*, dem Team, allen Förderern, Kooperationspartner*innen und Unterstützenden, die diese Arbeit mittragen – heute und auch in Zukunft.

Ein Haus als Wendepunkt

Stefanie Lohmann, Einrichtungsleitung der ÜWG, führte gemeinsam mit Dieter Reich, ihrem Stellvertreter, durch die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Einrichtung.

„Dieses Haus lebt durch alle, die darin arbeiten, wohnen und mitdenken“, betonte sie.

Die ÜWG bietet Platz für 20 Männer* in schwierigen Lebenslagen – viele von ihnen kommen direkt aus der Haft, aus Kliniken oder über Beratungsstellen. Das pädagogisch-therapeutische Konzept basiert auf Eigenverantwortung, Alltagsstruktur, Beziehungsarbeit und einem konsequent männer*spezifischen Ansatz. Themen wie Vaterschaft, Gewaltbiografien oder gesellschaftliche Rollenzuschreibungen werden regelmäßig in Gruppen sowie Einzelgesprächen aufgearbeitet.

Besonders wichtig sei laut Lohmann, dass die Bewohner* nicht nur begleitet, sondern aktiv in das Alltagsgeschehen eingebunden werden: in die Organisation, die hauswirtschaftlichen Aufgaben, die Gestaltung des Wohnraums – und auch in die Weiterentwicklung der Einrichtung selbst. „Wir möchten, dass jeder hier die Chance bekommt, sich auszuprobieren und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückzugewinnen.“

Männer*spezifisch, praktisch, wirksam

In der ÜWG wird Teilhabe konkret: Fachlich angeleitet kochen die Bewohner* gemeinsam, übernehmen hauswirtschaftliche Aufgaben, arbeiten im Garten oder renovieren die Räumlichkeiten selbst.

„Wir geben Verantwortung weiter – ob beim Putzen, in der Kochgruppe oder bei handwerklichen Projekten“, erklärte Dieter Reich.

Als Perspektive nach der Zeit in der ÜWG gibt es die Möglichkeit im Anschluss beispielsweise in die Nachsorgeeinrichtung der ÜWG in Aubing zu wechseln. Hier finden Männer* eine betreute Wohnform mit alltagspraktischer Unterstützung – ein nächster Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

Mut zur Veränderung: Stimmen der Bewohner*

Besonders bewegend war der Auftritt von Thomas (25) und Johnny (27), die ihre persönlichen Erfahrungen mit der ÜWG teilten:

„Ich fühle mich hier wie ein Mensch“, sagte Johnny, der sich für Therapie statt Haftstrafe entschieden hatte. „Der offene Umgang mit den Betreuern* hat mir geholfen, ins Leben zurückzufinden.“
Thomas ergänzt:
„Die Freiheit hier hat mir gezeigt, wie viel ich selbst gestalten kann – und dass Veränderung möglich ist.“

Dank an ein starkes Netzwerk

Einrichtungsleitung und Geschäftsführung dankten den zahlreichen Unterstützenden: dem Bezirk Oberbayern, der Landeshauptstadt München, der Kooperationspartner*innen wie dem kbo-Klinikum, Therapie Sofort, Diakonie Rosenheim und Diakonia oder Prop e.V., dem engagierten Nachtdienstteam, den Kolleg*innen aus der Hauswirtschaft, Verwaltung, dem Hausmeisterbereich – und nicht zuletzt der Nachbarschaft in Pasing. Außerdem wurde der Stiftung ANTENNE BAYERN hilft und der Stiftungsverwaltung der Landeshauptstadt München gedankt, die dank großzügiger Unterstützung die Installation einer neuen Küche in der ÜWG ermöglicht haben.

Begegnung, Austausch und Grillduft

Zum Ausklang des offiziellen Teils des 35-jährigen Bestehens luden die Teams zu Hausführungen ein. Parallel wurde gegrillt – das Catering unterstützte VIVA CLARA, der soziale Beschäftigungsbetrieb für Frauen* von Condrobs. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit zum Austausch, zur Vernetzung oder einfach zum gemeinsamen Feiern unter Zelten und zwischen Hochbeeten.

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Titelfoto: Sommerfest in der ÜWG
Foto 1 v.l.: Karin Wiggenhauser (Bereichsleitung Hilfen für Erwachsene und bayernweite Angebote, Condrobs e. V.), Dr. Sophia Berthuet (Abteilungsleitung sucht-, integrations- und genderspezifische Hilfen, Condrobs e. V.), Dieter Reich (stellvertretende Einrichtungsleitung Übergangswohngemeinschaft für Männer*, Condrobs e. V.), Sebastian Perdighe (Referent Projekte, Stiftung ANTENNE BAYERN hilft), Katrin Bahr (Geschäftsführende Vorständin, Condrobs e. V.), Stefanie Lohmann (Einrichtungsleitung Übergangswohngemeinschaft für Männer*, Condrobs e. V.), Christoph Damme (Stellvertretende Abteilungsleitung sucht-, integrations- und genderspezifische Hilfen, Condrobs e. V.)
Foto 2: Dr. Sophia Berthuet
Foto 3: Vollbesetzte Reihen beim Jubiläum
Foto 4: Impression
Foto 5: Katrin Bahr
Foto 6: Dieter Reich und Stefanie Lohmann
Foto 7: Christoph Damme
Foto 8: Dieter Reich und Karin Wiggenhauser
Foto 9: Dieter Reich und Dr. Sophia Berthuet
Foto 10: Alexander Eberth (Aufsichtsratsvorsitzender, Condrobs e. V.)
Foto 11: Thomas und Johnny mit Stefanie Lohmann
Foto 12: Grillfest

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