Bayern beendet Hotelunterbringung – Gefahr für Geflüchtete in München

14. April 2025
Bayern beendet Hotelunterbringung – Gefahr für Geflüchtete in München

Die Bayerische Staatsregierung hat überraschend beschlossen, die Finanzierung der Hotelunterbringung für Geflüchtete in München zum Monatsende zu beenden. Über 900 Menschen, darunter viele Frauen* mit Kindern sowie andere besonders schutzbedürftige Personen, müssen die Hotels verlassen. Die Landeshauptstadt steht nun unter enormem Druck, binnen weniger Tage Ersatzunterkünfte bereitzustellen – in einem ohnehin angespannten Unterbringungssystem.

Kinder verlieren Schulplätze, Integration gerät ins Wanken

Die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in München (ARGE Freie) kritisiert das Vorgehen scharf. Besonders Kinder, die sich nach Fluchterfahrungen endlich in der Schule oder Kita eingelebt haben, drohen nun ihre gewohnte Umgebung zu verlieren – nur drei Monate vor Schuljahresende. Auch die Qualität der neuen Unterkünfte, darunter Leichtbauhallen und Massenunterkünfte, ist häufig deutlich schlechter. Die Wohlfahrtsverbände warnen vor langfristigen Folgen für Integration, Teilhabe und das Kindeswohl.

Condrobs warnt: Schutzstandards dürfen nicht aufgegeben werden

Condrobs, Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern, zeigt sich besonders besorgt über die Auswirkungen auf alleinstehende Frauen* mit Kindern. Viele dieser Familien wurden bewusst in Hotels untergebracht – als Schutzmaßnahme vor Gewalt und Übergriffen. Nun droht ihre Verlegung in große Sammelunterkünfte oder Leichtbauhallen. Die Geschäftsführende Vorständin von Condrobs, Katrin Bahr, betont: „Frauen* mit Fluchterfahrung brauchen sichere Rückzugsorte. Wenn diese Schutzräume entzogen werden, ist das ein massiver Rückschritt in der Geflüchtetenpolitik.“

Mindeststandards für Gewaltschutz sind unverzichtbar

Condrobs fordert die Einhaltung von Schutzstandards, wie sie bereits seit 2015 formuliert sind. Dazu zählen räumlich getrennte Frauen*- und Familienbereiche, sichere und gut beleuchtete Wege zu den Sanitäranlagen, Sichtschutz für Schlafbereiche, Zugangsbeschränkungen sowie der Einsatz weiblichen Sicherheitspersonals. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften überhaupt zu gewährleisten.

Integration beginnt mit Sicherheit und Stabilität

„Integration kann nur gelingen, wenn Menschen sich sicher fühlen und auf Stabilität bauen können“, betont Bahr. Deshalb braucht es neben der Einhaltung verbindlicher Mindeststandards auch einen niedrigschwelligen Zugang zu psychosozialen Hilfsangeboten für geflüchtete Frauen* mit Gewalterfahrung – damit Unterstützung dort ankommt, wo sie dringend gebraucht wird. Ebenso wichtig ist die konsequente Umsetzung von Gewaltschutzkonzepten in sämtlichen Unterbringungsformen, um gefährdete Personen nachhaltig zu schützen. Auch der Zugang zu Deutsch- und Integrationskursen für alleinerziehende Mütter muss dringend bedarfsgerecht vereinfacht werden. Nur wenn gesellschaftliche Teilhabe von Anfang an mitgedacht wird, kann Integration gelingen.

Staatliche Verantwortung nicht aushebeln

Wer diesen Grundlagen die Basis entzieht, riskiert nicht nur die Sicherheit der Betroffenen, sondern auch deren Vertrauen – und untergräbt damit die mühsam aufgebauten Strukturen der Integrationsarbeit. Die Wohlfahrtsverbände und Condrobs appellieren daher eindringlich an die Bayerische Staatsregierung, Verantwortung zu übernehmen und zumindest bis zum Ende des Schuljahres eine Weiterfinanzierung der Hotelunterbringung sicherzustellen. Nur so lässt sich verhindern, dass besonders schutzbedürftige Menschen erneut ins Abseits gedrängt werden.

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