„Den Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen fördern!“

11. Juli 2023

Liebe Kolleg*innen, liebe Gäste,

ich möchte als Vorstand – zusammen mit Katrin Bahr – alle Gäste und Kollegi*nnen sehr herzlich begrüßen.

Sicher bin ich mir nicht, ob mir der Auftrag ein Grußwort zu sprechen gelingt – mal sehen…

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir gemeinsam mit dem Jugendamt und den entstehenden Sozialbürgerhäusern im Jahr 2001 das Rahmenpapier „Umbau statt Ausbau“ in der Arbeitsgemeinschaft HZE verabschiedet haben. Viele wissen heute nicht mehr, welch umfangreicher Prozess damals unter der Federführung von Herrn Köhler und Herrn Wasner von S II E angestoßen wurde. Frau Sailer war seitens des Sozialbürgerhauses federführend beteiligt.

Heute ist es selbstverständlich, dass es die Angebote der Ambulanten Erziehungshilfen (AEH) in jeder Sozialregion mit dort ansässigen Anbietern/Trägern gibt. Vor dem Jahr 2000 wurden AEH-Leistungen von Trägern quer über das Stadtgebiet angeboten und einzelfallfinanziert – das ist heute, über 20 Jahre später, undenkbar.

Gemeinsam haben das Jugendamt und die freien Träger wochenlang über der Sozialregionskarte gebrütet und versucht, eine sinnvolle und gerechte Versorgung vor Ort für die Bürgerinnen zu gewährleisten, die gleichzeitig eine gesicherte Finanzierung für die Träger ermöglicht. Am Ende bekam nicht jeder alles, aber alle waren daran interessiert, dass es eine sozialregionale Verortung der AEH-Leistungen gibt. Dabei mussten auch Kompromisse eingegangen werden.

Ich finde, es ist an der Zeit (vielleicht sogar mit dem Papier von 2001), die Zukunftswerkstatt „Sozialregionale Versorgung/Angebote der Jugendhilfe“ in den Blick zu nehmen. Dies ist nicht zuletzt wichtig, um auch das Phänomen zu verstehen, weshalb sich so viele Bürger*innen nicht beteiligt fühlen, den Weg der selbstgewählten Ausgrenzung gehen und dadurch anfällig für einfache Lösungen der rechtsextremen AfD werden.

Das Phänomen, dass sich viele Bürger*innen nicht beteiligt fühlen und den Weg der selbstgewählten Ausgrenzung gehen, ist ein komplexes Problem, das verschiedene Ursachen haben kann. Oftmals spielt das Gefühl der Frustration, der Abgehängtheit und der Machtlosigkeit eine Rolle. Menschen können das Gefühl haben, dass ihre Anliegen und Bedürfnisse von den politischen Entscheidungsträgern nicht wahrgenommen werden.

Hier kommt Soziale Arbeit ins Spiel. Sie kann als Vermittlerin zwischen den Menschen und den politischen Strukturen fungieren und den Dialog zwischen den verschiedenen Akteur*inen fördern. Durch partizipative Ansätze können Menschen ermutigt werden, sich aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und so das Gefühl der Mitbestimmung und Zugehörigkeit zu stärken.

Soziale Arbeit kann auch dazu beitragen, Barrieren abzubauen, die Menschen daran hindern, sich zu engagieren. Dazu gehören beispielsweise Sprachbarrieren, Zugang zu Informationen oder fehlendes Vertrauen in politische Institutionen. Indem die Soziale Arbeit diese Hindernisse erkennt und Unterstützung bietet, können mehr Menschen in den Beteiligungsprozess einbezogen werden.

Darüber hinaus spielt die Sensibilisierung für die Bedeutung von Vielfalt, Toleranz und demokratischen Werten eine zentrale Rolle. Die Soziale Arbeit kann dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, interkulturelle Kompetenzen zu stärken und den Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu fördern.

Insgesamt hat die Soziale Arbeit einen wichtigen Auftrag, Menschen eine Stimme zu geben, sie zu unterstützen und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Indem sie im Sozialraum präsent ist, Bedürfnisse wahrnimmt und den Dialog zwischen den Menschen und den politischen Strukturen ermöglicht, kann sie dazu beitragen, dass sich Menschen gehört und mitgenommen fühlen und somit weniger anfällig für einfache Lösungen extremistischer Ideologien werden.

Der Klimawandel, Krieg und Flucht sind komplexe Probleme, die Angst und Unsicherheit bei den Menschen hervorrufen. Der Verlust von Wohlstand und der Verzicht auf gewohnte Annehmlichkeiten sind besorgniserregende Aussichten, mit denen viele konfrontiert sind.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Ängste und Sorgen real sind und ernst genommen werden müssen. Menschen möchten oft den Verzicht auf bestimmte Dinge so lange wie möglich hinauszögern, um ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Insbesondere die untere Mittelschicht ist von solchen Herausforderungen bedroht und kann in Zukunft in die Armutsgefährdung geraten. Für die bereits in Armut lebenden Menschen gilt dies um so mehr Perspektiven für ein Entkommen aus der Armut zu ermöglichen.

Als Gesellschaft müssen wir darauf achten, dass Maßnahmen und Lösungen für den Klimawandel und andere globale Probleme gerecht gestaltet sind. Es ist wichtig, dass die Lasten nicht einseitig auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, insbesondere auf diejenigen mit geringerem Einkommen, abgewälzt werden. Vielmehr sollten wir gemeinsam nach gerechten und nachhaltigen Lösungen suchen, die sowohl wirtschaftliche wie ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigen.

Wahrscheinlich denken Sie jetzt: Was hat das mit der ambulanten Erziehungshilfe zu tun? Meines Erachtens sehr viel.

Ein wichtiger Aspekt der ambulanten Erziehungshilfe besteht darin, den Eltern zu helfen, Sicherheit und Stabilität für ihre Kinder zu schaffen. Indem sie lernen, ihre eigenen Ängste und Belastungen zu bewältigen, können sie ihren Kindern ein sicheres und geschütztes Umfeld bieten, in dem sie sich entwickeln können.

Darüber hinaus verschafft die ambulante Erziehungshilfe im besten Fall auch dazu den Eltern den Zugang zu Bildung und Informationen zu ermöglichen. Dies umfasst nicht nur die Vermittlung von Erziehungskenntnissen und -fähigkeiten, sondern auch die Sensibilisierung für die Auswirkungen des Klimawandels und anderer globaler Herausforderungen auf die Familie und die Bedeutung einer nachhaltigen Lebensweise.

Packen wir’s an in den nächsten Jahren

Als Vorstand von Condrobs möchte ich mich nun zum Schluss auch bei allen Mitarbeiter*innen des Teams, den Kooperationspartner*innen und nicht zuletzt den Kolleg*innen im Sozialbürgerhaus und dem Jugendamt München bedanken.

Und nicht zuletzt bei den Menschen die zu uns kommen und uns ihr Vertrauen schenken.

Vielen Dank!

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