50 Geschichten: Ein Lächeln fürs Leben

21. Februar 2022

Dieser Beitrag von Betreutes Wohnen 40+ erschien erstmals 2018.

* * * * * * * * * * * * *

Pia [Anm. d. Red.: Name geändert] hat es geschafft. Das Leben der 53-Jährigen hatte sich, seit sie 19 Jahre alt war, in einer Spirale um Alkohol, später auch um harte Drogen, um Beschaffungsprostitution, Erniedrigung, Verzweiflung und Angst gedreht. Pia fand die Kraft, sich herauszuarbeiten, Krisen und Rückschläge zu überwinden. Aber ihr neues Leben ist voller Fragen und Unsicherheit. Die jahrzehntelange Sucht hat sie gezeichnet. Wenn Pia morgens ihr Gesicht im Spiegel sieht, schämt sie sich für ihre schwarzen Zähne, die ihr täglich aufs Neue hämisch ihre Vergangenheit vor Augen halten. Lieber verzichtet Pia aufs Lächeln, bleibt stumm und unnahbar, als dass andere Menschen die Zähne ihrer Vergangenheit zu sehen bekommen.

Pia ist oft einsam und weiß nicht, wie es weitergehen soll, als sie erfährt, dass sie eine therapeutische Begleitung beantragen kann, um nicht rückfällig zu werden. Ihre Condrobs-Bezugstherapeutin erkennt, dass Pia dringend Hilfe braucht, um ihren Alltag zu bewältigen und die tiefen Existenzängste zu überwinden. Zunächst aber geht es darum, ihre Zähne zu sanieren, um damit ganz unmittelbar ihre Gesundheit und Lebenssituation zu verbessern. Die Therapeutin redet ihr behutsam zu und ermutigt sie, zum Zahnarzt zu gehen. Und wirklich, nach einigen Wochen überwindet Pia ihre Scham und vereinbart einen Termin.

Doch die Diagnose ist niederschmetternd: Um die Folgen des Drogenkonsums zu beseitigen, müssen für Pia unerreichbare Zuzahlungen für die Zahnsanierung geleistet werden. Wieder steht ihre Bezugstherapeutin ihr zur Seite, baut sie auf und stellt einen Spendenantrag. Ein Zuschuss wird gewährt. Der Zahnarzt hilft mit und erklärt sich schließlich bereit, Pia die Zuzahlung etwas zu reduzieren. Es ist soweit: Die Zahnbehandlung kann beginnen. Als Pia ihre Therapeutin nach überstandener Angst und schmerzhaften Behandlungen zum ersten Mal verhalten anlächelt, ist dies das schönste Dankeschön, das sie sich vorstellen kann.

50 Jahre – 50 Wochen – 50 Geschichten Das Jahr 2022 steht im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums von Condrobs. Seit seinen Anfängen am 13. Dezember 1971 hat der Verein zahllosen Menschen geholfen, sie begleitet, unterstützt und ihnen mit individuell abgestimmten Angeboten eine Brücke ins Leben gebaut. Es gibt unzählige Geschichten, die dabei entstanden sind. Passend zum Jubiläum haben wir 50 Geschichten aus unseren Archiven zusammengetragen und von unseren Mitarbeiter*innen erhalten. 50 Wochen lang präsentieren wir eine davon. Kleine wie große, ernste wie witzige, persönliche wie öffentliche Storys. Denn das ist Condrobs: Sozial. Vielfältig. Bunt.

Condrobs unterstützen

Ihre Spende hilft Menschen in schwierigen Lebenssituationen und baut ihnen eine Brücke in ein gesundes, selbstbestimmtes Leben.

Jetzt spenden

Auf dem Laufenden bleiben

Ob lebensnahe Reportagen oder interessante Neuigkeiten aus Fach und Politik: Menschen zu helfen heißt, täglich Teil spannender Geschichten zu sein.

Gerne möchten wir diese Geschichten mit Ihnen teilen!

Zur Newsletter-Anmeldung

Das könnte Sie auch interessieren

fdr+ und Condrobs: Cannabis-Regulierung überfällig

fdr+ und Condrobs: Cannabis-Regulierung überfällig

Der Fachverband für Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr+), dem auch Condrobs angehört, hat in einer aktuellen Pressemeldung einen Appell an die Bundesrats-Mitglieder bzgl. der Abstimmung zur geplanten Cannabis-Regulierung gerichtet, sich nicht dagegen auszusprechen.

mehr lesen
Impressionen vom 8. Condrobs Frauen*salon

Impressionen vom 8. Condrobs Frauen*salon

Am 14. März 2024 lud Condrobs zum 8. Frauen*salon ins Theater Drehleier in München ein. Etwa 140 Frauen* nahmen teil, um gemeinsam die Frage, was Frauen* dem Antifeminismus und der Stigmatisierung von Minderheiten durch rechte Kräfte entgegensetzen können, zu diskutieren.

mehr lesen