Dieser Beitrag wurde erstmals 2018 veröffentlicht.
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Alleine in Deutschland
Samir M. [Anm. d. Red.: Name geändert] aus der Puerto Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Augsburg (Anm. der Red.: der jetzige Einrichtungsname lautet NeuHäuser Jugendwohnen – Inobhutnahme – Ausbildungsförderung) hat einen Traum. Noch zwei Jahre zuvor hätte der 17-Jährige nicht vermocht, über den Tag, die nächsten Stunden hinauszublicken. Sein Leben schien ihm aussichtslos, verloren. Samir hatte sein Heimatland Syrien mit 13 Jahren zusammen mit Mutter und Brüdern verlassen und war nach endloser, zehrender Flucht schließlich allein in Deutschland angekommen.
Ein Ort voller Sicherheit
Das Jugendamt sagte ihm einen Platz in der Puerto Wohngemeinschaft zu, denn der verängstigte Jugendliche benötigte offensichtlich einen geschützten, sicheren Ort, um das Erlebte und die Trennung von seiner Familie verarbeiten zu können. Hier bekam er Zeit und professionelle Unterstützung, um sich eine neue Zukunft aufzubauen. Und das gelang! In der Übergangsklasse der Augsburger Mittelschule, der er zugewiesen wurde, fand er sich nach und nach immer besser zurecht.
Der Traum – in greifbarer Nähe
Nach zwei Jahren schloss er mit einem qualifizierenden Mittelschulabschluss ab. Wie stolz waren Mitbewohner und Betreuer*innen seiner Wohngemeinschaft auf Samir und seinen Erfolg: Seine Abschlussnote war eine der besten, die Schüler*innen mit Migrationshintergrund an seiner Schule erlangten. Samirs beruflicher Traum aus seiner fernen Kindheit in Syrien rückt nun in greifbare Nähe: Er beginnt eine Ausbildung als Sozialpfleger und möchte eines Tages als Krankenpfleger oder sogar Arzt Menschen helfen.
Pläne für die Zukunft
Eines Tages aber verrät Samir seiner Betreuerin ein Geheimnis: Sein schmales Ausbildungsgehalt spart Samir eisern, denn er hat noch einen ganz persönlichen Traum, der ihn motiviert: Da seine Mutter vor einigen Wochen auch endlich wohlbehalten in Deutschland angekommen ist, will Samir die Führerscheinprüfung machen, um seine Mutter eines Tages mit seinem eigenen Auto nach Berlin zu ihrem Bruder zu bringen. Die Betreuerin drückt ihm fest die Daumen, dass dieser Traum irgendwann in Erfüllung geht.