Dieser Beitrag vom easyContact House erschien erstmals 2018 [das easyContact House ist mittlerweile umgezogen].
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Im Herbst ist es grau und dunkel in dem kleinen Haus zwischen den hohen Wänden der mächtigen Hochhäuser, die es umrahmen. Es ist das easyContact House. Vier Bewohner*innen bemerken die trübe Stimmung draußen kaum. Sie sind mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Im Lernraum geht es hoch her!
Es ist nicht einfach für die Bewohner*innen, sich zu konzentrieren. Der Druck steigt, es werden Blätter auf den Boden geworfen und die Bleistifte sind abgeknabbert. Was für andere kein Problem scheint, wird für die hier betreuten Jugendlichen zur scheinbar unüberwindbaren Hürde: den bevorstehenden Hauptschulabschluss zu erlangen. Eine Kindheit mit Schwierigkeiten im Elternhaus und Beziehungsabbrüchen sowie nachfolgende Suchtprobleme machen es schwer. Mancher hat schon einen Abschluss probiert und hat nun Angst, es wieder nicht zu schaffen. Doch die Lernpädagogin findet bei jedem*r Bewohner*in den richtigen Ansatz: Mathe ist bei Jonas ein Angstfach. Mit ihm rechnet sie jetzt alles in seiner Lieblingsgröße, nämlich mit Hantelgewichten. Für Marie war Englisch ein Buch mit sieben Siegeln. Doch ein Lieblingsland ist schnell gefunden, und über Kanada finden sich viele spannende Geschichten auf Englisch.
Alle Mitarbeiter*innen im Haus helfen mit und sitzen mit den nervösen Jugendlichen irgendwo an einem Tisch, es wird geübt und Hausaufgaben gemacht. Das easy Contact House kommt einem fast vor wie ein kleines Schulhaus – alles dreht sich nur noch um die Schule.
Als der erste Schnee in den Bergen fällt, ist klar: Jetzt muss eine Pause her von all der Paukerei. Die Schlitten werden in den Bus geladen und es geht los. Der Schnee staubt nur so um die Ohren! Die Schule ist für einige Stunden vergessen. Nach der Abfahrt sind die Hände eisig. Tee zum Aufwärmen ist glücklicherweise dabei. Viel zu schnell geht es dann schon wieder zurück ins warme Haus und an die Arbeit.
Es ist ein langer, arbeitsreicher Winter, kaum jemand findet Zeit um zu verschnaufen. Dann ist es soweit: Die Prüfungszeit ist da. Am Tag der Prüfung begleiten zwei Betreuer*innen die vier Bewohner*innen. Die Hände schwitzen vor Angst, sie treten nervös von einem Bein auf das andere: „Schaffen wir das?“ Es sind Prüfungen über Prüfungen. Die Anspannung bleibt auch danach. Doch endlich bekommt die Lernpädagogin die Ergebnisse aus der Schule. Die Nerven der Betreuer*innen sind aufs Äußerste gespannt, denn alle Pläne, wie es für diese vier Jugendlichen weiter geht, hängen davon ab. Und dann das: Alle haben bestanden, das gab es noch nie! Monate harter Arbeit werden mit einem kleinen Grillfest belohnt. Auf in die Zukunft!