Dieser Beitrag erschien erstmals in der zweiten Ausgabe der ConNews 2007 in der Rubrik „Kleine Freuden des Alltags“ und stammt von Dipl.-Psych. Josef Strohbach, ehemaliger Leiter der Suchtberatung Garmisch-Partenkirchen (jetzt: Abteilungsleitung Beratung und ambulante Hilfen München)
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Manchmal glaube ich, dass einige Klient*innen an einer Mischung aus grandiosem Pech und suchtbezogener Naivität leiden. Zum Beispiel erinnere ich mich an einen Klienten, der ein schweres Alkoholproblem hatte. Wie so oft zögerte er lange, bis er endlich Hilfe suchte.
Gleich zu Beginn der einjährigen Therapie kam es zu vier Rückfällen. Bemerkenswerterweise hatte er dabei jedesmal Kontakt mit der Polizei. Einmal wurde er alkoholisiert auf dem Fahrrad erwischt, ein zweites Mal stürzte er alkoholisiert vom Fahrrad – direkt vor der Polizeiwache. Dann geriet er als Unbeteiligter, aber alkoholisiert, tagsüber in eine Schlägerei und ein weiteres Mal wurde ihm der Geldbeutel entwendet, den er – alkoholisiert – schließlich bei der Polizei als gestohlen meldete. Seinen Autoführerschein musste er natürlich abgeben, was ihn sehr ärgerte.
Sein Verhalten und seine Zukunft im Straßenverkehr waren öfters Thema in unseren Sitzungen. Aus Geldmangel und wegen der Sperrzeit verabschiedete er sich innerlich von jeglicher Mobilität, was natürlich seine Möglichkeiten einschränkte.
Lange nach der Therapie begegnete er mir eines Tages wieder. Er grüßte mich von einem Pferd herunter und sagte grinsend: „Jetzt kann mir nix mehr passieren. Rauf komm ich nur nüchtern, vorm Runterfallen hab ich Angst und einen Führerschein brauch ich auch nicht mehr.“
Auch eine Lösung der Mobilitätsfrage!