Jedes Jahr am 08. März wird der Internationale Frauen*tag begangen. An diesem Datum wird weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen* demonstriert. Im Rahmen des Weltfrauen*tages soll die besondere Situation von geflüchteten Frauen* zur Sprache gebracht werden. Ein neues, von Bewohner*innen der Unterkunft für geflüchtete Frauen* in München mitentwickeltes Projekt namens „Life Skills Training“ fördert das Selbstbewusstsein und die Resilienz dieser Frauen* und vermittelt ihnen Kompetenzen, die ihnen bei den zahlreichen Herausforderungen hilfreich sind. Anlässlich des Internationalen Frauen*tags stellen wir dieses besondere und wichtige Projekt vor.
Lebenskompetenzen sind die Fähigkeiten, die es den Menschen ermöglichen, die Anforderungen und Herausforderungen des Lebens effektiv zu bewältigen. Sie sind psychologischer Natur und umfassen Denk- und Verhaltensprozesse sowie zwischenmenschliche Fähigkeiten, die Personen unterstützen, in verschiedenen Bereichen des Lebens erfolgreich zu sein.
Initiative zeigten drei Bewohner*innen der Unterkunft für geflüchtete Frauen* in der Nailastraße. Sie entwickelten gemeinsam mit der Mitarbeiterin der Fachstelle psychosoziale Versorgung ein „Life Skills Training“. Ziel dieses Projektes ist es, Resilienz und Stabilität der geflüchteten Frauen* zu verbessern. Ein bedeutsames Projekt, das erfreulicherweise eine finanzielle Förderung vom Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach erhalten hat.
Widerstandsfähigkeit und Selbstvertrauen stärken
Alle geflüchtete Frauen* stehen vor der Herausforderung, in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen zu müssen, nachdem sie aus ihren Heimatländern geflohen sind. Viele leiden unter psychischen Problemen wie Depressionen oder PTBS, was zu massiven Schlafproblemen oder auch einem verstärkten Drogen- und Alkoholkonsum führen kann. Im schlimmsten Fall entwickeln sich Suizidgedanken.
„Das Leben besteht zu 10 Prozent aus dem, was du erlebst, und zu 90 Prozent aus dem, wie du darauf reagierst.“ Ambang aus Nigeria kam 2019 nach Deutschland. Ihren eigenen Erfahrungsschatz mit zahlreichen Hürden in der neuen, fremden Heimat wollte Ambang gerne mit anderen Frauen* teilen. Zusammen mit Irene und Linda (Anm. d. Red.: Name geändert) engagierte sie sich bei der Konzipierung des Projekts. „Die Entwicklung der Ideen für das Training war aufregend für mich, weil ich die Chance hatte, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen und gleichzeitig Frauen zu lehren, wie sie mit Depressionen, Ängsten und Emotionen umgehen können. Ängste sind wie ein Schaukelstuhl: Sie beschäftigen dich, aber sie bringen dich nicht voran.“
„Die Herausforderungen des Lebens besser bewältigen“
„Ich wollte das Projekt starten, weil es mir wichtig ist, dass die Wissens- und Informationslücken der betroffenen Frauen* in diesem Bereich geschlossen werden. Nur so kann ihr Wohlbefinden langfristig verbessert werden und sie können lernen eigenständige und gute Entscheidungen für ihr Leben zu treffen“, so Mitinitiatorin Irene. Die seit 2018 in Deutschland lebende Uganderin weiter: „Viele Menschen treffen im Leben immer wieder falsche Entscheidungen, weil sie nicht über die notwendigen Informationen verfügen, wie sie die verschiedenen Herausforderungen des Lebens angehen können.“
Im „Life Skills Training“ werden zehn verschiedene Lebenskompetenzen behandelt: Selbstbewusstsein, zwischenmenschliche Beziehungen, Empathie, Problemlösung, Entscheidungsfindung, Stressbewältigung, Umgang mit Emotionen, kreatives Denken, kritisches Denken und effektive Kommunikation. In mehreren Workshops berichten die Frauen* von den vielen Unwägbarkeiten, denen sie auf ihrem Weg in das neue Land begegnet sind. „Die Weitergabe unseres Wissens an andere Frauen* ist mir eine große Freude. Andere darin zu unterstützen, die verschiedenen Herausforderungen verstehen und somit bewältigen zu können, erfüllt uns mit Zufriedenheit und unterstützt die Teilnehmer*innen darin, ihr weiteres Leben zu verbessern.“
„Sorgen nehmen dem Morgen nicht den Kummer, sondern dem Heute die Kraft“
Den Teilnehmer*innen wird im Rahmen des Angebots vermittelt, dass sie immer bereit sein sollten, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Dass sie bereit sein müssen zu lernen, sie so gut wie möglich zu meistern, ohne sich selbst und die Menschen in ihrem Umfeld zu verletzen. Sie werden ermutigt, trotz der Erschwernisse, die durch die Erfahrungen im Heimatland, auf der Flucht oder in Deutschland entstanden sind, eine optimistische und positive Einstellung zu behalten bzw. wiederzugewinnen. Sie werden dazu ermutigt, andere Menschen mit Respekt zu behandeln, um so auch Respekt zu erfahren.
„Ich hoffe,“ resümiert Ambang „dass dieses Training dazu beitragen wird, die Frauen*, die an dem Workshop teilgenommen haben, von den negativen Aspekten des Lebens zu befreien. Denn Sorgen nehmen dem Morgen nicht den Kummer, sondern dem Heute die Kraft.“